Sabbatjahr 2020/21: Quarantäne-to-go
 

4. Etappe: Italien

Teil 6: Sizilien (23.10.-15.12.2020)

„Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem.“

Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise (1787)


Das Fazit vorweg: Goethes Einschätzung können wir nur bedingt teilen. Zwar haben wir großartige Landschaften, spannende archäologische Stätten, traumhafte Strände und tolle Städte gesehen und sind wahnsinnig netten Menschen begegnet. Aber der Gesamteindruck wird doch deutlich geschmälert durch die unglaublichen Müllberge, die die Straßenränder säumen, und verfallene und verkommene Häuser und Bauruinen, die überall zu sehen sind. Diese haben ihre Ursachen sicherlich auch in der herrschenden Armut sowie in den teilweise nach wie vor mafiösen Strukturen und politischem Missmanagment, scheinen aber auch von einem sorglosen Umgang mit der eigenen Umgebung zu zeugen. Sind zum Beispiel Gewächshäuser aus irgendeinem Grunde nicht mehr nutzbar, werden sie nicht renoviert oder abgerissen und neu gebaut, sondern verrotten und nebenan werden neue gebaut.

Diese Probleme, die im Grunde im gesamten Süden Italiens zu sehen sind (Näheres dazu in einem noch folgenden Fazit über Süditalien), scheinen auf Sizilien besonders extrem zu sein.

Ätna

Was gibt es auf dieser Seite?

Vom 23. Oktober bis zum 15. Dezember waren wir auf Sizilien. Darüber wird auf dieser Seite berichtet.

Fähre Fähre

Ätna: Bedrohlich grummelnder und Feuer spuckender Vulkan-Koloss.

Troina: Eine Enttäschung am Fuße des Ätna.

Syrakus: Tolle, verwinkelte Altstadt auf einer Halbinsel im Mittelmeer.

Noto: Barocke Pracht mit Hindernissen.

Modica: Noch mehr Barock.

Das Valle dei Templi bei Agrigento: Wir setzen unseren Kulturtripp fort: Griechische Tempel.

Segesta: Noch mehr griechische Ruinen in traumhafter Landschaft.

Erice: Mittelalterliches Städtchen mit Rundumblick.

Capo di San Vito: Nach unserem bisherigen Urteil der schönste Zipfel Sizilien.

Scopello: Auch die Ostküste dieser Halbinsel ist ein Traum.

Monreale: Hübsches Kleinod hoch über Palermo.

Cefalù: Nette Altstadt und schöner Strand – auch diese seltene Kombination gibt es auf Sizilien.

Lockdown: Festhängen in Siziliens schönster Ecke.

Lockdown-Tagebuch: Was man so macht, wenn man nichts mehr machen darf.

Lockdown-Resumée: Was das mit uns gemacht hat, dass wir nichts mehr machen durften.

El Bahira-Lockdown-Quarantäne-Camp: Mit dieser Truppe saßen wir gemeinsam fest.

Video über Mittel- und Süditalien

Fazit zu Süditalien: Was uns im Süden des Stiefels gestört hat.


Ätna

Schon aus der Ferne – vom Capo Vaticano aus – haben wir die ständig aus dem Ätna aufsteigenden Rauchfahnen gesehen. Doch aus der Nähe wirkt dieses 3.329 Meter hohe Ungetüm von einem Vulkan noch eindrucksvoller.

Als wir in einem ehemaligen Basalt-Steinbruch am Fuße des Ätna Nachtquartier bezogen, verängstigte uns der Berg durch ein tiefes, bedrohliches Grummeln. Die zahlreichen Tagestouristen – es war Sonntag – oben an der Seilbahnstation beruhigten uns allerdings dann doch. Auch an den tiefer gelegenen Hängen waren am Wochenende viele Menschen unterwegs – meist um Kastanien, Pilze oder Birnen zu sammeln.

Ätna Ätna

Nachts bot der Ätna ein besonderes Schauspiel: Im Dunkeln wirkten die aus dem Krater rot beleuchteten Qualmwolken noch beeindruckender. Auch einige Lavaspritzer schien der Vulkan nach oben zu spucken.

Ätna
Ätna Ätna
Ätna

Hier noch eine kleine Recherche-Aufgabe für unsere Eisenbahnenthusiasten (vielleicht den Görch aus Borbeck?): Kann jemand genauere Auskunft über diesen Schienenbus geben, der anscheinend den Ätna umrundet und uns dabei dreimal hintereinander an diversen Bahnübergängen ausgebremst hat?

Ätna

Troina

Troina

Das Städtchen, das sich am Fuße des Ätna auf einen Bergrücken dicht zusammendrängt und aus der Ferne recht malerisch wirkt, erwies sich als zugig, ungemütlich und ziemlich heruntergekommen.

Troina

Siracusa

Syrakus bot hingegen eine sehr angenehme Überraschung. Nachdem wir zunächst einmal die wenig ansehnlichen Vorstädte durchfahren hatten und zu der auf der Insel Ortigia gelegene Altstadt vorgestoßen waren, erwartete uns ein lebendiger Markt – leider nicht immer mit Corana-gemäßem Verhalten, aber doch mit viel süditalienischer Lebensfreude –, verwinkelte Gassen, in denen man sich verirren könnte, und viel barocke Pracht.

Syrakus

Dia-Show Syrakus

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Syrakus

Noto

Noto machte es uns nicht leicht. Wegen des schlechten Wetters wollten wir zunächst eine Wäscherei ansteuern. Die beiden, die Google Maps in Noto auflistete, lagen allerdings beide in engen Straßen, in denen sich Auto an Auto starker Verkehr schob, während an der einen Straßenseite ebenso Auto an Auto die parkenden Fahrzeuge standen. So gaben wir die Suche in Noto auf, da wir unsere schmutzige Wäsche nicht kilometerweit durch den Regen tragen wollten.

In Avola zeigte Google vier Wäschereien: die erste gab es nicht, die zweite war eine rein gewerbliche Großwäscherei, die dritte hätte erst in der folgenden Woche wieder freie Termine gehabt und in der letzten waren wir endlich erfolgreich und lieferten einer zwar nur Italienisch sprechenden, aber ausgesprochen netten Inhaberin unsere Wäschesäcke ab. Diese bekamen wir zwar, wie versprochen, um 12 Uhr frisch gewaschen, aber leider paddernass zurück. Gegen kräftigen Aufpreis (insgesamt kostete die Waschaktion dann immerhin 24 Euro) durften wir sie am kommenden Morgen trocken abholen.

Noto

Den Nachmittag – mittlerweile war das Wetter wieder besser – wollten wir dann für einen Bummel durch die Altstadt von Noto nutzen. Das erwies sich allerdings als nahezu ähnlich schwierig wie das Projekt „Wäsche waschen“: Die erste Zufahrt nach Noto zeigte sich uns gegenüber durch eine 2 Meter 40-Höhenbegrenzung als ziemlich abweisend. Die zweite Möglichkeit zog eine Grenze bei 3 Tonnen und die dritte ließ nur 2 Meter 20 hohe Fahrzeuge durch. Die vierte Zufahrt, nachdem wir nahezu einmal vollständig um die Stadt herumgefahren waren, ermöglichte uns endlich einen Besuch. Die Parkplatzsuche gestaltete sich demgegenüber recht harmlos.

Noto

Doch Noto erwies sich als der Mühe wert. Auch hier erwarteten uns tolle Barock-Gebäude – zum Teil malerisch angeranzt, zum Teil sorgfältig restauriert. Nette Straßencafés rundeten den positiven Eindruck ab.

Kein Wunder, dass Noto gerade als Kulisse für eine italienische Musical-Verfilmung von Cyrano de Bergerac genutzt wurde – Das Thema Film scheint uns zu begleiten (siehe Colombier-le-Vieux).

Vor der Kathedrale gab es zahlreiche Bronze-Plastiken des polnischen Bildhauers Igor Maturaj zu sehen – sehr nett, passten gut zu der barocken Fassade.

Noto

Dia-Show Noto

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Noto

Modica

Auch Modica hat einige tolle barocke Kathedralen aufzuweisen und ist dekorativ an die Berghänge geklebt. Insgesamt hat uns Noto allerdings besser gefallen – vielleicht auch deswegen, weil in der Altstadt deutlich weniger Autos unterwegs waren.

Modica
Modica Modica Modica

Agrigento – Valle dei Templi

„Der Tempel der Konkordia hat so vielen Jahrhunderten widerstanden; seine schlanke Baukunst nähert ihn schon unserm Maßstabe des Schönen und Gefälligen (...).“

Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise (1787)


Eine positive Überraschung war, dass wir unser Hundicap mit in die archäologische Ausgrabungsstätte nehmen konnten. Doch auch abgesehen davon war der Besuch überaus lohnenswert.

Auf einem Bergrücken reihen sich einige, trotz des Alters von 2.500 Jahren zum Teil gut erhaltene griechische Tempel aneinander. Einige Modelle von antiken Baugeräten demonstrierten zudem anschaulich die Konstruktion der Bauwerke. Auch die nette Anlage der Stätten mit vielen Mandelbäumen und teilweise uralten Olivenbäumen lädt zum Bummeln und Verweilen ein.

Dekorativ war auch die Ikarus-Bronze des polnischen Bildhauers Igor Maturaj – Werke von ihm hatten wir auch schon vor der Kathedrale von Noto gesehen – vor dem Tempio della Concordia.

Valle dei Templi

Dia-Show Valle dei Templi

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Noto


Segesta

Zwar sind an den Wochenenden immer auch viele italienische Ausflügler unterwegs, unser Plan, morgens um 9 Uhr direkt zur Eröffnung der archäologischen Ausgrabungsstätten von Segesta zur Besichtigung aufzutauchen, ging jedoch auf: Wir hatten den tollen Tempel und das schön gelegene Theater, das angeblich einst 4.000 Zuschauer gefasst hatte, zwei Stunden für uns allein!

Segesta
Segesta Segesta
Segesta
 

Erice

Am Sonntagmorgen um 9 Uhr war es auch in der hübschen Altstadt von Erice mit ihren engen, verwinkelten Gassen noch weitgehend leer. Leider waren auch die Cafés noch zu, sodass wir unseren Stadtbummel nicht mit einem Cappuccino abrunden konnten. Dennoch war die Aussicht vom gut 750 Meter hohen Berg, auf dem Erice sehr pittoresk liegt, phantastisch.

Erice Erice Erice
Erice Erice

Einige hübsche Buchten unterhalb Erices eignen sich hervorragend für eine nette Mittagspause und einen kleinen Spaziergang am Meer.

Custonoaci Custonoaci Custonoaci

Capo San Vito

San Vito lo Capo

San Vito lo Capo, das Städtchen an der Nordspitze der Halbinsel, gilt als schönster Badeort Italiens – eine Einschätzung, die wir, zumindest in der Nachsaison, durchaus nachvollziehen können: Der Ort ist recht überschaubar und gemütlich. Auch fehlen die sonst an der Küste oft zu findenden Bausünden. Und der Strand ist in der Tat ein Traum. Leider hielt uns jedoch ein kühler Wind vom Bad ab.

Eine Wanderung auf den Monte Monaco, der das Capo San Vito 530 Meter überragt, war allerdings ein sehenswertes Ersatzprogramm, das durch einen phantastischen Rundumblick auf die spektakuläre Küste belohnt wurde.

In der Nähe des Leuchtturms fanden wir einen ruhigen, wenn auch sehr zugigen Übernachtungsplatz direkt am Meer.

Spätestens mit dieser Halbinsel hat es Sizilien dann doch noch geschafft, unser Herz zu erobern: Die schroffen Berge, die steil zum türkisfarbenen Meer abfallen, sind ganz nach unserem Geschmack. Erfreulich ist auch, dass hier sehr wenig Müll zu finden ist. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass Touristen den in der Regel nicht so attraktiv finden.

 
San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo

Scopello

Der Weiler Scopello liegt an der Nordseite der Halbinsel, deren Spitze das Capo di San Vito bildet. Bekannt ist der Ort durch seine Tonnara, seine historische Thunfischfanganlage, die – beschützt durch zwei Wachtürme aus dem Mittelalter und dem 15. Jahrhundert – sehr malerisch in einer von schroffen Felsen umrahmten Bucht liegt.

Scopello
 
Scopello Scopello

Bereits im Jahre 1400 wurde eine solche Anlage erstmals urkundlich erwähnt, obwohl die ersten zu dem Gebäudekomplex gehörenden Bauten sogar schon aus dem 13. Jahrhundert stammen. Bis 1959 wurde hier von der Familie Florio, die die Tonnara 1874 gemeinsam mit einigen anderen Familien bei einer öffentlichen Auktion erwarb, Thunfisch gefangen und verarbeitet.

Heute beherbergt der Komplex ein kleines Museum und einige gediegene Gästezimmer. Auch der jüngere der beiden Wachtürme, heute in Privatbesitz, kann für Events – etwa stilvolle Hochzeitsfeiern – gemietet werden.

Einige geschützte Buchten in der Umgebung laden zu einer Badepause ein, die wir uns zusätzlich mit einigen süßen Leckereien aus der Pasticceria in San Vito lo Capo versüßt haben. Und auch unser Seehund kam auf seine Kosten.

Scopello Scopello Scopello

Monreale

Monreale
 

Oberhalb des quirligen Palermo klebt Monreale recht pittoresk am Berg. Die Gassen der Altstadt und die schönen Plätze sind lebhaft und charmant und der romanische Dom ist eindrucksvoll. Leider ist die Besichtigung des Komplexes zeitaufwändig und mit dem Hund eine Stunde auf den anderen warten zu müssen, schien uns beiden nicht sehr attraktiv, sodass uns unser Hundicap mal wieder von einer Besichtigung abhielt.

Monreale Monreale Monreale

Cefalù

An der Nordküste auf unserer Fahrt Richtung Messina – langsam rief Griechenland nach uns – bot sich der hübsche Ort Cefalù für einen Bummel durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und einen Capuccino am traumhaft schönen, teils von den malerischen Gebäuden der Altstadt umrahmten Strand an.

Dia-Show Cefalù

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Cefalu

Lockdown in San Vito lo Capo

Am nächsten Tag wollten wir von Messina aufs Festland übersetzen, um gemütlich Brindisi, den Fährhafen für die Fahrt nach Grienenland anzusteuern. Dort – so lasen wir morgens einigermaßen entsetzt im Internet – gilt allerdings seit dem 7. November ein massiver Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen: Man darf den Wohnort nur zum Einkaufen oder andere dringend notwendige Tätigkeiten verlassen. Hierfür muss man sich über eine griechische Mobilfunknummer oder ein nur in griechischer Sprache verfügbares Formular anmelden. Dann erhält man für seinen „Ausflug“ einen Timeslot zugewiesen.

Auch Italien hat mittlerweile einen „Lockdown light“ eingeführt, was die weiteren Optionen deutlich einschränkt: Kalabrien, die südlichste Region an der Stiefelspitze, wartet als rote Zone mit ähnlichen Einschränkungen wie Griechenland auf. Weil auch hier im tiefen Süden Europas so allmählich der Herbst Einzug hält, wollten wir aber auch nicht weiter zurück nach Norden fahren. So entschlossen wir uns, zunächst auf Sizilien zu bleiben. Da die Region Sizilien als orange Zone gilt, können wir uns zwar an unserem Aufenthaltsort noch frei bewegen und auch Einkaufen fahren, dürfen allerdings die nähere Umgebung und auch die Region nicht verlassen.


Als sich diese Entwicklung abzeichnete, sind wir zum Capo di San Vito zurückgefahren, wo es uns bisher am besten auf Sizilien gefallen hatte.

Es gibt definitiv Schlimmeres, als gerade hier im Lockdown festzuhängen, auch wenn wir natürlich schon etwas frustriert sind, weil das mit Griechenland nun erst einmal nicht klappt.

San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo

Nun stehen wir auf dem sehr netten Campingplatz El Bahira direkt am Meer und warten ab, was weiter passiert. Zum Glück ist dies wirklich ein perfekter Ort, um einige Zeit hängenzubleiben: Die Betreiber sind sehr hilfsbereit, der Platz ist wunderschön und sehr liebevoll angelegt und toll zwischen Meer und einer imposanten Felswand gelegen, der nächste Supermarkt ist zu Fuß in etwa 20 Minuten zu erreichen und die Nachbarn sind allesamt ausgesprochen nett – auf Grund der Felswand im Rücken, die auch nachts beleuchtet ist, ist der Platz bei Kletterern extrem beliebt.

San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo
San Vito lo Capo San Vito lo Capo

Nachdem wir bisher ohne längere Pausen durch die Gegend getourt sind, ist diese Zwangspause auch nicht unangenehm und hilft, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Man hat Zeit, zu lesen, das Wohnmobil und die Homepage auf Vordermann zu bringen, Fotos zu sortieren – und vielleicht komme ich ja auch endlich dazu, die Norwegen-, Schweden- und Italien-Videos zu schneiden.

San Vito lo Capo

Auch das bisher traumhaft gute Wetter – noch kann man tatsächlich baden, auch wenn das Meer von Tag zu Tag kühler zu werden scheint – macht den Aufenthalt überaus erträglich. Wenn die Badesaison sich endgültig dem Ende zuneigen sollte, bietet sich die Umgebung immer noch für tolle Wanderungen an – auch wenn wir dann womöglich ein zweites Mal auf den Monte Monaco müssten.

San Vito lo Capo
San Vito lo Capo San Vito lo Capo
San Vito lo Capo
 

Unser Lockdown-Tagebuch

Samstag, 7.11.2020

Rückfahrt nach San Vito lo Capo, Einkauf in einem reichlich abgerockten Supermarkt mit großen Freiflächen und zahlreichen leeren Regalen, Ankunft auf dem Camping El Bahira.

Sonntag, 8.11.2020

Großreinemachen und kleinere Reparaturen im Granny und große Wäsche war heute angesagt – man muss ja die Vorzüge der Infrastruktur eines Campingplatzes entsprechend nutzen! Für ein kurzes Bad war zwischendurch aber auch noch Zeit.

Montag, 9.11.2020

Spaziergang zum Einkauf nach San Vito – über die Klippe hat man den recht gut sortierten Supermarkt nach etwa 20 Minuten erreicht. Außerdem haben wir unser Putzprogramm fortgesetzt.

Dienstag, 10.11.2020

Heute gab es eine etwas längere Wanderung am Meer entlang: nichts Besonderes, aber mit einigen hübschen Ausblicken.

Mittwoch, 11.11.2020

Chillen, ein wenig Spazierengehen, Baden – Lockdown-Sparprogramm, über das man sich eigentlich nicht beschweren kann.

Donnerstag, 12.11.2020

Die benachbarten Schweizer haben heute ihren Platz geräumt, sodass wir auf diesen wechseln konnten – mit dem Vorteil, zumindest bis zum frühen Nachmittag Sonne zu haben.

Freitag, 13.11.2020

Trapani

Gegen den allmählich einsetzenden Lagerkoller haben wir mal einen weiteren Ausflug unternommen: zum Großeinkauf und einem anschließenden Stadtbummel nach Trapani. Die hübsche Altstadt war – auch wegen der Mittagspause – nahezu menschenleer und Bars und Cafés waren wegen des Lockdowns natürlich geschlossen. So war die Stimmung trotz des schönen Wetters etwas gedrückt.

Samstag, 14.11.2020

Heute sind wir mal wieder tüchtig gewandert: Vom Campingplatz aus etwa 750 Höhenmeter in das Riserva Naturale dello Zingaro, wo wir illegalerweise zu einem Bergsattel gelaufen sind – das Naturreservat ist wegen eines Waldbrandes im August 2020 zur Zeit geschlossen. Bereits im Jahr 2012 war das gesamte Reservat abgebrannt.

Sonntag, 15.11.2020

Almut ist länger mit dem Hund unterwegs gewesen, ich habe mich um die Aktualisierung der Homepage gekümmert. Nach gestern hielt sich unser Wunsch zu ausgedehnter körperlicher Aktivität in Grenzen – auch weil das Wetter heute deutlich wechselhafter und herbstlicher war.

Montag, 16.11.2020

Ein kleiner Spaziergang nach San Vito zum Strand und zum Einkaufen (leider hatte die Pasticceria geschlossen) – ansonsten haben wir einen faulen Tag verbracht. Nach wie vor herrschte heute durchwachsenes Herbstwetter.

 

Dienstag, 17.11.2020

San Vito lo Capo

Wetterbedingt gab es auch heute Sparprogramm: Almut rundete mit dem Hund, ich kümmerte mich – endlich! – um das Norwegen-Video. Abends hatten wir dann – auch gefördert durch das allmählich herbstlich werdende Wetter – einen großen Lockdown-Blues: Wegen der vorgezogenen Weihnachtsferien und einer dementsprechend ebenfalls vorgezogenen Klausur wird uns unsere Tochter wohl nicht besuchen kommen können. Da sie anschließend in Quarantäne müsste, könnte sie nicht einmal eine Woche hierbleiben. Wenn man überlegt, dass wir eigentlich mindestens fünf Wochen gemeinsam in Mexiko unterwegs sein wollten, ist das schon ziemlich frustrierend!

Mittwoch, 18.11.2020

Heute Morgen sind wir zum Riserva Naturale Monte Cofano gefahren. Leider sind die meisten Wanderwege wegen Steinschlaggefahr geschlossen und in Sichtweite des Eingangshäuschens, wo uns eine freundliche Rangerin einen Überblick über die verschiedenen Wege gegeben hatte, trauten wir uns dann auch nicht, den Weg zum Gipfel einzuschlagen. Unten am Meer versuchten wir zumindest, am Meer entlang den Monte Cofano zu umrunden, doch am ersten alten Wachturm wurden wir von zwei Rangern ziemlich grantig zur Rückkehr aufgefordert. So wurde es ein recht kurzer Ausflug.

 

Donnerstag, 19.11.2020

San Vito lo Capo

Das Wetter bleibt wechselhaft: Die Temperaturen sinken allmählich auf das Niveau, das wir an unseren warmen Tagen in Norwegen hatten – im Hochsommer –, und es regnet gelegentlich ein wenig.

Wir haben Lagerkoller und Sehnsucht nach unseren Kindern – und überlegen ernsthaft, doch über Weihnachten nach Hause zu fahren.

Andere Camper berichten, dass die Polizei mittlerweile die Lockdown-Bestimmungen zwar freundlich, aber doch massiver durchsetzt und Reisende auffordert, an Ort und Stelle zu bleiben. So werden wir wohl doch bis zum Ende des Lockdowns hier auf dem Campingplatz bleiben müssen.

Freitag, 20.11.2020

Nach ausgedehntem Frühstück und langem Quätschchen mit einer Nachbarin sind wir gerade noch rechtzeitig zum Abbau des Freitagsmarktes in San Vito gekommen.

Samstag, 21.11.2020

San Vito lo Capo

Heute sind wir erneut auf den Monte Monaco gestiegen und haben dabei unsere Zeit vom letzten Besuch um eine Viertelstunde unterboten!

Anschließend sind wir noch hinunter in eine hübsche Bucht gefahren, in der die meterhohen Wellen imposant an die Felswände klatschten – die Badesaison scheint allmählich vorbei zu sein.

Ein Großeinkauf in San Vito auf dem Rückweg rundete unser Tagesprogramm ab.

Sonntag, 22.11.2020

Stürmisch, regnerisch, 16 Grad Höchsttemperatur (über die wir uns im Hochsommer in Norwegen einige Male gefreut hätten) – Herbstwetter auf Sizilien: Zeit und Muße, um die Homepage auf Vordermann zu bringen!

Ein Fünkchen Hoffnung keimt auf, dass unsere Tochter Hannah uns doch noch besuchen kommen kann: Das Oberverwaltungsgericht Münster hat die Quarantäne für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gekippt.

 
San Vito lo Capo
 

Montag, 23.11.2020

San Vito lo Capo

Heute haben wir bei recht schönem Wetter das Capo San Vito umrundet. Vom Campingplatz aus kann man am Meer entlang bis zum Leuchtturm laufen. Dabei muss man allerdings einen guten Kilometer weglos über die Steine klettern. Da diese sehr schroff und scharfkantig sind, ist das recht mühselig. So sind wir dann heute abenteuermäßig auf unsere Kosten gekommen. Der Rückweg verlief dann langweilig und entspannt durch den Ort.

Nordrhein-Westfalen hat die Corona-Einreiseverordnung außer Kraft gesetzt. Das heißt, Hannah könnte uns besuchen kommen, ohne anschließend in Quarantäne zu müssen!

Dienstag, 24.11.2020

Der Tag begann erneut grau und regnerisch, später klarte es dann aber auf, sodass wir zu einem Einkaufsspaziergang nach San Vito aufgebrochen sind. Dort gibt es ein von einem Chinesen geführtes Geschäft, in dem man in engen, vollgestellten Gängen außer Lebensmitteln alles bekommt, was man braucht – und vor allem auch alles, was man nicht braucht. Besonders die Abteilung mit Weihnachtsdekoration war bemerkenswert.

Auch den Heimweg haben wir – trotz dramatisch bedrohlicher Wolken – trocken überstanden. Am Campingplatz haben wir dann erst einmal mit Martin und Nola, unseren österreichischen Nachbarn, die süßen Schweinereien aus der Pasticceria niedergemacht, die wir mitgebracht haben.

Neue Infos zu Hannahs Reisemöglichkeiten: Die offizielle Sizilien-Website verbietet touristische Reisen! Nähere Recherchen ergeben, dass das allerdings im Widerspruch zur Seite des italienischen Gesundheitsministeriums zu stehen scheint. Demnach sollte eine Einreise nach Italien (auch nach Sizilien) möglich sein.

 

Mittwoch, 25.11.2020

San Vito lo Capo

Almut hat Geburtstag! Dieser wurde begonnen mit einem netten Frühstück mit entsprechender Deko im Granny – der chinesische Laden in San Vito bietet da so einige Möglichkeiten!

Wegen des schönen Wetters schlossen wir eine Wanderung an: Erneut verbotenerweise in das Riserva Naturale dello Zingaro, diesmal sind wir die ersten 400 Höhenmeter mit dem Auto gefahren und konnten so den Monte Passo del Lupo umrunden – eine sehr schöne Tour mit spektakulären Aussichten.

Leider gibt es bei entsprechender Nachfrage hier am Campingplatz schlechte Neuigkeiten: Hannah darf zwar nach Palermo einreisen, wegen der Reisebeschränkungen in der orangen Zone darf sie allerdings nicht nach San Vito kommen. Wir dürften sie entsprechend auch nicht abholen. Das Ganze wird mit einer Geldbuße in Höhe von 550 Euro pro Person und Verstoß bedroht. Damit fällt Hannahs Besuch wohl leider aus!

Abends gab es eine coronakonforme – an der frischen Luft mit ausreichendem Abstand – kleine Geburtstagsparty mit einigen netten Nachbarn.

 
San Vito lo Capo
 

Donnerstag, 26.11.2020

Den Tag verbrachten wir rekonvaleszenzbedingt etwas ruhiger: Das heißt, Almut hat eine etwas kürzere Hunderunde gedreht und ich habe gechillt und gelesen.

Freitag, 27.11.2020

San Vito lo Capo
 

Heute stand die „Franzosenrunde“ auf dem Programm, ein Tipp, den wir von zwei netten Franzosen hier auf dem Campingplatz erhalten hatten: auf den etwa 560 Meter hohen Monte Palatimone. Wegen der Regenfälle in den letzten Tagen war der steile Anstieg etwas matschig und so insbesondere auf dem Rückweg ziemlich rutschig. Aber die Mühe wurde durch einen grandiosen Rundumblick belohnt.

Samstag, 28.11.2020

Heute Nacht hat es kräftig gestürmt und auch der Tag beginnt eher ungemütlich, obwohl auch immer wieder die Sonne herauskommt.

Dafür bringt der Tag positive Nachrichten: Ab morgen wird Sizilien zur gelben Zone. Das heißt, touristische Reisen wären wieder uneingeschränkt möglich und auch Restaurants, Cafés und Museen dürfen wieder öffnen – und Hannah dürfte uns besuchen!

Nachmittags haben wir dann direkt den Flieger gebucht. Zwölf Tage Sizilien sind jetzt möglich – ein bescheidener Ersatz für fünf Wochen Mexiko, aber immerhin!

Sonntag, 29.11.2020

Ein mehr oder weniger fauler Tag!

Montag, 30.11.2020

Eigentlich wollten wir heute auf den gut 1100 Meter hohen Monte Spiragio steigen. Da dieser sich aber konsequent in den Wolken verborgen hielt, haben wir eine etwas niedriger gelegene Alternativroute gedreht. Diese war überraschend schön, mit einigen schönen Ausblicken und zum Teil durch ein schönes Waldstück mit viel frischem Grün – sehr untypisch für Sizilien, und für Ende November sowieso!

Anschließend sind wir noch weiter nach Trapani zu den Salinen gefahren, wo wir sogar Flamingos gesehen haben.

Saline bei Trapani
San Vito lo Capo Saline bei Trapani

Dienstag, 1.12.2020

San Vito lo Capo

Heute Morgen sind wir nach Palermo gefahren und haben Hannah vom Flughafen abgeholt! Als erstes sind wir in San Vito zum Strand gefahren und sind einmal ins Meer gehüpft – vielleicht das letzte Mal in diesem Jahr: Es ist doch deutlich kühler geworden. Aber am 1. Dezember im Meer zu baden, ist trotzdem ziemlich cool.

Vor dem Abendessen sind wir noch einmal Sonnenuntergang gucken gegangen, der allerdings leider etwas wolkenverhangen war. Dafür konnten wir noch draußen essen und sind später im Dunkeln noch einmal zum Meer gegangen.

 

Mittwoch, 2.12.2020

San Vito lo Capo

Leider war das Wetter heute nicht so richtig schön: Zwar war es mit etwa 18 Grad nicht wirklich kalt, aber ein ziemlich stürmischer Wind, machte es doch etwas unangenehm und ließ Bergbesteigungen wenig attraktiv erscheinen.

So haben wir uns mit einem Spaziergang nach San Vito beschieden – hin auf der abenteuerlichen, weglosen Variante am Meer entlang. Dort gab es Cappuccino und leckeren Kuchen.

Heute fiel der Sonnenuntergang dann leider komplett aus. Dafür wurde der Hund mal wieder angemessen geknuddelt.

 

Donnerstag, 3.12.2020

Trotz angekündigtem Dauerregen konnten wir fast vier Stunden bei Sonnenschein durch Trapani bummeln. Ein Cafébesuch rundete den Besuch diesmal ab.

Trapani Trapani Trapani Trapani

Freitag, 4.12.2020

Monte Monaco

Bei schönem Wetter stand heute erneut der Monte Monaco auf dem Programm – für uns zum dritten Mal. Wegen der extrem klaren Sicht war der Blick diesmal allerdings am besten.

Auch der abendliche Sonnenuntergang konnte sich sehen lassen, so dass Hannah dann auch endlich in den Genuss eines 1A-San Vito lo Capo-Premium-Sonnenuntergangs gekommen ist.

 
San Vito lo Capo
 

Samstag, 5.12.2020

Erice

Der Wetterbericht versprach für heute Traumwetter, sodass wir uns Erice und eine nette kleine Wanderung vorgenommen hatten. Allerdings pustete der Wind so heftig, dass wir dann auf die Wanderung verzichteten und unsere Pizza zwar mit Meerblick, aber im Granny am Golfo di Cofano genossen. Dazu bekamen wir als Zugabe spektakuläre Brandung serviert.

 
San Vito lo Capo
 
San Vito lo Capo San Vito lo Capo

Immerhin konnten wir am Campingplatz windgeschützt noch eine Stunde in der Sonne Kaffee trinken.

Abends gab es in der offenen Küche auf dem Campingplatz noch eine Party: Brigitte feierte ihren 60. Geburtstag.

Sonntag, 6.12.2020

Als wir um ein Uhr zu unserem Wohnmobil zurückkamen, fanden wir tatsächlich drei Nikoläuse vor dem Eingang. Wir haben Karin im Verdacht. Sehr, sehr lieb!

Nicht nur wegen des recht bescheidenen Wetters haben wir heute einen eher beschaulichen Tag eingelegt – abgesehen von Almut natürlich, die wegen ihrer dauerhaften Ritalin-Unterversorgung eine ausgedehnte Hunderunde gedreht hat.

Montag, 7.12.2020

Erice

Heute war ein wenig Sightseeing angesagt: Eine große Runde über Scopello und Segesta. Leider war die Ausgrabungsstätte geschlossen, sodass wir nur im Regen vom Hang gegenüber einen Blick auf den Tempel erhaschen konnten.

Dafür war das Bad in den heißen Quellen sehr erquickend und wohltuend.

 

Dienstag, 8.12.2020

Heute haben wir ein neues Hobby entdeckt: Nach über einem Monat in DEM Kletterparadies schlechthin sind wir zum ersten Mal Klettern gewesen. Kati und Robert sei Dank! „Pasta“ und „Gelati“ gehören mit 2b natürlich zu den anspruchsvollsten Routen hier!

San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo San Vito lo Capo

Mittwoch, 9.12.2020

Noch einmal hat sich der überaus geduldige Robert als Kletter-Lehrer bewährt und sich mit uns Greenhorns abgegeben. Dank der kompetenten Unterstützung sind wir heute dann auch bereits in den vierten Schwierigkeitsgrad vorgestoßen.

Für unser Hundi ist unser neues Hobby leider etwas langweilig, aber da muss Ronja nun durch.

San Vito lo Capo
San Vito lo Capo

Donnerstag, 10.12.2020

Das etwas wechselhafte Wetter machte heute die Auswahl einer geeigneten Kletterstelle nicht leicht, aber erstaunlicherweise konnten wir dann doch weitgehend trocken in die Wand, während es zwei Kilometer weiter ziemlich nass zu sein schien. Dabei waren wir mit einer ziemlich großen Gruppe unterwegs, was sehr viel Spaß gemacht hat.

Freitag, 11.12.2020

San Vito lo Capo

Heute haben sich Brigitte und Christian aus Bayern unserer erbarmt. Brigitte, mit der wir ja vor einigen Tagen ihren 60. Geburtstag gefeiert hatten, ist wohl eine der ältesten Kletterer hier am Platz, aber sehr souverän und als Bergführerin auch eine ebenso kompetente wie Ruhe ausstrahlende Lehrerin. Christian, der erst im zarten Alter von 55 mit dem Klettern begonnen hat, tänzelt bewundernswert leichtfüßig und elegant die Wände hoch – das gibt uns Hoffnung. Dass ausgerechnet er Almut als Naturtalent bezeichnet hat, motiviert natürlich! Und so sind wir heute alle – nicht ganz so rasch wie Almut – glücklich durch eine 5a-Route gekommen.

Leider hat uns zwischendurch mitten in der Wand ein ziemlich plötzlicher Wolkenbruch erwischt. Kurz darauf war das Wetter aber wieder schön, sodass wir das Material wieder „trocken klettern“ konnten.

Samstag, 12.12.2020

Heute mussten wir reichlich früh aufstehen: Um 6 Uhr 30 sind wir Richtung Palermo aufgebrochen, um Hannah in den Flieger zu setzen. Nun sind wir leider wieder alleine.

Auf dem Rückweg haben wir nach einem Großeinkauf noch eine kleine Wanderung eingelegt. Zurück am Campingplatz wurden wir von der freudigen Nachricht überrascht, dass Robert und Kati doch noch eine Woche länger bleiben – sie wollten eigentlich heute Richtung Heimat aufbrechen.

Ansonsten herrscht hier eine gewisse Aufbruchsstimmung, was – ebenso wie die Tatsache, dass Hannah nun wieder weg ist, und die Aussicht, bald ebenfalls ins trübe Deutschland und in einen Total-Lockdown aufzubrechen, bei uns zu einer recht trüben Stimmung führt.

Sonntag, 13.12.2020

Basti und Sina aus Bayern sind heute aufgebrochen. Sie wollen auf einer ziemlichen Himmelfahrt nach Teneriffa: Zunächst per Fähre von Palermo nach Chivitacchia, von dort mit der Fähre nach Barcelona, von dort geht es in drei Tagen mit dem Auto nach Huelva, von wo aus sie endlich die Fähre nach Teneriffa bringt. Wir wünschen eine gute Reise!

Heute schreit das ausgesprochen bescheidene Wetter nach Hausputz und Arbeit an der Homepage. Aber zwei Tage ohne Klettern – da ruft der Berg!

 

Montag, 14.12.2020

San Vito lo Capo

Bei endlich wieder besserem Wetter sind Brigitte und Christian erneut mit uns klettern gegangen.

Dienstag, 15.12.2020

Heute hat Sizilien noch einmal alles gegeben, damit wir die Insel gut in Erinnerung behalten: Strahlender Sonnenschein und angenehm warmes Wetter lockten uns mit dem Team Ravensburg in die Felsen! Eine 5b-Route krönte den Abschluss.

Nach dem ebenso traumhaften Sonnenuntergang sind wir noch einmal nach San Vito zum Einkaufen gefahren und haben uns eine überaus leckere und mächtige Pizza mitgebracht.

Nach einem netten Abendessen in der Gemeinschaftsküche mit Robert, Kati, Bernhard und Maja haben wir noch den Granny weitestmöglich abfahrbereit gemacht. Anschließend haben wir eine Abschiedsrunde zu den inzwischen doch sehr liebgewonnenen Mitgestrandeten im El Bahira-Corona-Lockdown-Quarantäne-Camp gedreht. Da wir dabei in Ravensburg ziemlich lange hängen geblieben waren, wurde es doch später als geplant.

 
San Vito lo Capo


„Driving Home for Christmas“ (ab 16.12.2020)

Schweizer Alpen

Auch wenn es schwer fiel: Wir haben nach 53 Tagen Sizilien den Rücken gekehrt und sind nach insgesamt drei Monaten in Italien gen Heimat aufgebrochen.

Wegen des abendlichen Versackens wurde nichts aus unserem geplanten frühmorgendlichen Start. Dennoch sind wir in drei vergleichsweise entspannten Fahrtagen gut nach Hause gekommen. Zwar war das Wetter dabei recht schön, aber die stetig sinkenden Temperaturen machten den Abschiedsschmerz nicht gerade erträglicher.

Immerhin gab es in der Schweiz ein „Winter Wonderland“ – zum Glück ohne Schneechaos. Am 18. Dezember sind wir abends in der Heimat angekommen und sind sehr gespannt, ob, wann und wohin wir im neuen Jahr wieder aufbrechen können.

Zunächst freuen wir uns auf gemeinsame Weihnachtstage mit unseren Kindern und auf das Wiedersehen mit einigen Freunden – auch wenn das coronabedingt vermutlich eher auf einer gemeinsamen Hunderunde im Wald stattfinden wird.

 


Das Lockdown-Resümée

39 Tage – so lange waren wir als eingefleischte Nomaden im Urlaub bisher noch nie an einem Platz! Eine ganz neue Erfahrung! Was hat das mit uns gemacht?

Erstens sind wir deutlich zur Ruhe gekommen. Ohne die Möglichkeit – und damit auch den Druck, herumzukommen, kehrte eine deutliche Entschleunigung ein, die durchaus auch gut tat. Zumal wir angesichts der Tatsache, dass wir ein Jahr Zeit haben, auch nicht wirklich unter dem Stress stehen, die Zeit mit möglichst vielen Erlebnissen füllen zu müssen.

Zweitens fehlten uns diese neuen Erlebnisse aber auch und zwischendurch zeigten sich auch Anzeichen eines Lagerkollers. Mit der Zeit waren sämtliche interessanten Orte in der erreichbaren Umgebung erkundet und sämtliche möglichen Wanderungen gewandert, obwohl die Italiener das mit dem Lockdown durchaus pragmatisch gesehen haben und wir noch recht viele Möglichkeiten für Unternehmungen hatten – vor allem nachdem Sizilien zur gelben Zone erklärt worden war.

Drittens haben wir durch die ganzen begeisterten Kletterer hier ein neues Hobby für uns entdeckt und sind fest entschlossen, uns im nächsten Sportgeschäft mit dem nötigen Material einzudecken, und hoch motiviert, im nächsten halben Jahr noch den einen oder anderen Kletterfelsen anzufahren.

Viertens war die Gemeinschaft, die sich hier auf dem Campingplatz dadurch gebildet hat, dass wir alle hier gemeinsam in unserem Quasi-Quarantäne-Camp festhingen, eine ganz besondere Erfahrung. Wir haben hier wirklich tolle und interessante Menschen kennengelernt und die gemeinsamen Feiern unter diesen außergewöhnlichen Bedingungen waren sehr intensiv und emotional.

Fünftens mussten wir schließlich unser vorgeschobenes Fazit zu Sizilien zum Teil revidieren: Zwar sind wir immer noch angenervt von Müll und Bauruinen, aber mit dem Capo di San Vito haben wir eine wirklich außergewöhnlich schöne Ecke Siziliens nun sehr intensiv kennen- und schätzen gelernt. Außerdem sind wir nun restlos begeistert von den wirklich ausgesprochen liebenswerten Sizilianern.

Insgesamt möchten wir die fünfeinhalb Wochen in San Vito auf keinen Fall missen. Unter diesen besonderen Bedingungen war dies eine wirklich besondere Zeit.

Das El Bahira-Corona-Lockdown-Quarantäne-Camp

San Vito lo Capo

Nola und Martin aus Tirol

San Vito lo Capo

Sina und Basti aus Bayern

San Vito lo Capo

Ulli, Markus, Leonie und Laura aus Baden-Württemberg

San Vito lo Capo

Antonia und Ernst aus Bayern

San Vito lo Capo

Maja und Bernhard aus Norwegen

San Vito lo Capo

Karin und Martin aus Dortmund

San Vito lo Capo

Jean-Marc und Sylvie aus der Bretagne

San Vito lo Capo

Almut und Wolfgang aus Nordrhein-Westfalen

... und einige andere.

Das Video über Mittel- und Süditalien

Fazit zu Süditalien

Trotz toller Landschaften, schöner Städte und wirklich sehr, sehr netter Menschen ist unser Gesamteindruck des italienischen Südens durchaus ausgesprochen zwiespältig. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die folgenden Aspekte.

Landflucht und Bauruinen

Die Region Basicilata gilt als das Armenhaus Italiens, was man in hübsch herausgeputzten Örtchen wie Castelmezzano, Pietrapertosa oder Melfi auf den ersten Blick kaum glauben mag. Doch auch dort finden sich, wie im gesamten Süden Italiens, heruntergekommene Schmuddelecken. Insgesamt haben viele Orte den Zustand des charmant-malerisch Angegammelten deutlich überschritten.

Entlang der Straßen durch die ausgesprochen reizvolle Landschaft zeugen zahlreiche Bauruinen oder verlassene Gehöfte von der Armut der Gegend und der weit verbreiteten Landflucht. Doch auch verfallene Industriegebäude und –gebiete erzählen von den wirtschaftlichen Problemen Süditaliens und erhöhen den Reiz der Landschaft nicht unbedingt.

San Vito lo Capo

Schlechte Straßen

Auch die Straßenqualität ist oft bemerkenswert schlecht – selbst in Italien, wo viele, zum Teil auch große Straßen bei weitem nicht den bei uns gewohnten Standard aufweisen. Immerhin hat Italien aus dem schrecklichen Brückenunglück in Genua im Jahr 2018 gelernt: Über gefühlt 80 Prozent der größtenteils wenig vertrauenerweckend aussehenden Autobahnbrücken und zahlreiche der sonstigen Brücken wird der Verkehr nun nur einspurig und oft mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern geführt – woran sich freilich niemand hält. Überhaupt werden Verkehrsregeln in Italien – von der Geschwindigkeitsbegrenzung bis zum Halteverbot – ja allenfalls als freundliche Anregung wahrgenommen.

So schlechte Straßen wie in Süditalien haben wir jedoch noch in keinem anderen Teil Europas angetroffen. Nicht nur einmal brauchten wir nach Starkregen den Allrad, um auf der Straße zu bleiben oder überhaupt vorwärts zu kommen – was Wolfgang im Prinzip ja auch Spaß bereitet ...

San Vito lo Capo

Müll!

„’Bei allen Heiligen! Sagt mir’, rief ich aus, ‚woher kommt die Unreinlichkeit eurer Stadt, und ist derselben denn nicht abzuhelfen (…)?’“

Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise (1787) (über Palermo)


Schließlich fällt im gesamten italienischen Süden der überall in unglaublichen Mengen herumliegende Müll ausgesprochen negativ auf. Selbst an der sehr touristischen Amalfi-Küste genügte ein Blick über die die Küstenstraße begrenzende Steinmauer, um an den Rande des Brechreizes zu gelangen.

Überall verbreiten „italienische Müllverbrennungsanlagen“ einen giftigen Rauch und vernebeln die Landschaft. Meist jedoch wird der Müll schlicht an den Straßenrand gekippt.

Doch die Unsitte, Abfälle überall zu entsorgen, beklagte ja schon Goethe auf seiner Italienreise.

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